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01. April 2024 | Portrait

Meister der inklusiven Kunst –

Meister der inklusiven Kunst –
International meistverkaufter zeitgenössischer französischer Künstler: Wie ein Mann es an die Spitze schaffte, die Kunst auf die Strasse brachte – und weshalb er damit teilweise aneckt.
Julia Roberts betritt einen schicken Laden am Rodeo Drive, Beverly Hills. Die herablassende Angestellte weigert sich, sie zu bedienen, und bittet sie unfreundlich, das Geschäft zu verlassen. Der Grund für diese weltweit bekannte Szene aus dem Film «Pretty Woman» ist ihr fragwürdiges Outfit, der erste Eindruck. Sie gehört nicht hierher. Ähnlich erging es einem Bodyguard, den Richard Orlinski in einer Galerie antraf. Er passte aufgrund seiner äusseren Erscheinung und seiner Kleidung nicht ins Bild und wurde dementsprechend behandelt. Und genau das ist einer der Beweggründe für das kreative Schaffen des Künstlers: Er möchte Kunst für alle zugänglich machen, sie (an-)fassbar machen, unabhängig von Dingen wie Status, Alter oder finanzieller Situation. Seine Kunst ist einfach zu verstehen, sie transportiert Emotionen, für jedermann nahbar – auch ohne Kunststudium.
MENSCHEN GLÜCKLICH MACHEN
Seine kaum übersehbaren Werke mit teils fünf Metern Höhe tauchen deshalb häufig dort auf, wo man es kaum erwartet, fernab von Orten, an denen sich traditionellerweise die Schönen und Reichen tummeln. Und wenn es dem Künstler dort gefällt, kommt es vor, dass aus einem geplanten einstündigen Aufenthalt zwei Tage werden. Richard Orlinski pflegt auch regen Kontakt zu seiner Fangemeinde und beschreibt seine Kunst selbst als simpel, absolut Mainstream, kein bisschen speziell. Doch nimmt man ihm diese Demut tatsächlich ab, einem derart erfolgreichen Mann? Allerdings, wie er so dasitzt in seiner unauffälligen schwarzen Kleidung vor einer schlichten weissen Wand und locker über sein Leben und seine Kreationen plaudert. Doch nicht allen Berufskollegen gefällt es, dass er mit seiner Strassenkunst derart viele Menschen erreicht, die Kunst zu ihnen bringt und so niemand den Mut und das Geld aufbringen muss, in eine Ausstellung zu gehen. Sein Art-for-All-Ansatz sorgt für erschwingliche Kunst, beispielsweise durch seine Zusammenarbeit mit Walt Disney. Sie ermöglicht es, kleine Skulpturen bereits für wenige Dollar zu erstehen – ein Dorn im Auge der eingeschworenen Künstler-Community.
KUNST ZUM ANFASSEN
Ist dieser Ansatz in der heutigen Zeit überhaupt noch notwendig? Schliesslich hat man im Internet und in den sozialen Medien via Smartphone jederzeit Zugang zu Millionen von Kunstwerken. Nicht dasselbe, entgegnet Richard Orlinski: «Wir leben aktuell viel zu sehr in einer falschen, digitalen Welt, ganz besonders die jüngere Generation. Neulich im Hafen von Saint-Tropez habe ich eine Familie beim Lunch gesehen. Alle starrten auf ihre Handys, es kam keine Unterhaltung und wirkliche Interaktion zustande. Die Menschen müssen begreifen, dass wir in einer physischen Welt leben, nicht in einer virtuellen. Eine echte Skulptur kann man berühren, sie von allen Seiten betrachten, und dieses Wahrnehmen mit allen Sinnen werden Onlinemedien niemals zu ersetzen vermögen.» Natürlich ruft ein derartiger Erfolg auch viele Nachahmer auf den Plan – wie geht ein Künstler damit um? «Ich war erstaunt, als ich feststellte, dass Menschen bereit sind, eine Menge Geld für Billigkopien zu zahlen. Dagegen tun können wir Künstler leider nichts», gesteht sich Richard Orlinski ein und fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: «Ausser unsere Werke so komplex zu gestalten, dass es anspruchsvoller wird, sie zu kopieren.»
DER ALLESKÖNNER
Aufmerksame Betrachter stellen schnell fest, dass die bekannten Skulpturen bei Weitem nicht das Einzige sind, was der umtriebige Künstler in den letzten Jahrzehnten geschaffen hat. Obschon er bereits als kleiner Junge Tierskulpturen für seine Angebetete formte, wurde ihm das als Teenager zu uncool – und er stieg aufs Motorradfahren und Musikmachen um. Und die Musik blieb bis heute ein fester Bestandteil seiner Karriere, sogar mit einem Nummereins-Hit im Jahr 2017. Derzeit arbeitet Richard Orlinski mit dem weltbekannten Latino-Musiker Nicky Jam zusammen. Daneben laufen – zusammen mit dem Partner Hublot – die Filmaufnahmen für die zweite Staffel über Street-Art für TV5 World, und er ist gerade an einem grossen Cartoon-Filmprojekt dran, das demnächst in die Kinos kommt, inklusive Videospiel. Für ihn sind dies einfach zusätzliche Vehikel, um seine Kunst in die Welt hinauszutragen. Aber wie behält man bei solch zahlreichen parallel verlaufenden Projekten den Überblick? «Ich arbeite sehr viel», gibt der Künstler zu. «Wenn ich morgens aufwache, weiss ich nicht, was der Tag bringt und ich muss erst meine durchgetaktete Agenda checken. Es gibt keine Routine, jeder Tag ist anders, mit so vielen unterschiedlichen Terminen – und genau das macht es für mich spannend.»
BEGEISTERTER TEAMPLAYER
Natürlich arbeitet ein so erfolgreicher Künstler nicht allein, sondern hat ein Team aus Profis um sich herum, die genau wissen, was sie tun. Das ermöglicht es ihm, mit einer Vielzahl verschiedener Materialien zu experimentieren und ständig Unbekanntes auszuprobieren. Harz und Aluminium repräsentieren für ihn den Kampf der alten Welt gegen die neue, die industrielle Revolution. Am Edelstahl fasziniert ihn die Robustheit und Widerstandsfähigkeit einerseits und die glänzende, reflektierende Oberfläche andererseits. Neuerdings befasst er sich mit seinem Team mit fraktalem Harz, das kristallähnlich wirkt, wie klarer Bernstein nach einer Explosion. Und aus dem ältesten Werkstoff der Welt, dem Holz, möchte er demnächst etwas Modernes erschaffen. Die Ideen für seine zeitgenössischen Werke treffen ihn häufig wie ein Blitz; Richard Orlinski liebt es, Alltagsdinge andersartig zu interpretieren, Ideen aus dem wahren Leben zu schöpfen, sich von der Umgebung inspirieren zu lassen – Tag und Nacht, auf der Strasse, auf Reisen. Im kreativen Austausch mit seinem Team entstehen ebenfalls neue Projekte, und manchmal basieren sie sogar auf dem Input eines Fans.
  • Meister der inklusiven Kunst –
TRADITION TRIFFT AUF POP-ART
Auf ähnlich natürliche Weise ist die Zusammenarbeit mit dem Hersteller von Luxusuhren Hublot entstanden. Nach einem Treffen mit Jean-Claude Biver und dem aktuellen CEO Ricardo Guadalupe kreierte Richard Orlinski erste Designs, und es war klar, dass man etwas Gemeinsames schaffen wollte. Jedoch war offen, wie sich die teils meterhohe zeitgenössische Kunst mit um ein Vielfaches kleineren klassischen Uhren kombinieren liesse. Das Produktteam von Hublot schlug grossartige Möglichkeiten vor, wie sich Orlinskis schillernde Identität in die DNA der Uhrenmarke integrieren liesse. Für Richard Orlinski fühlte sich die Kollaboration einfach richtig an, als hätte man den perfekten Partner fürs Leben gefunden: «Es war wie in einer Familie; wir teilen die gleichen Einstellungen und Werte, verfolgen ähnliche Ziele, und vor allem war Hublot sehr offen. Man liess mich frei gestalten und so konnte auf absolut lockere, unbefangene Art und Weise ein besonderes Stück Kunst entstehen.» Die Früchte dieser Partnerschaft können sich sehen lassen: 26 Modelle der Serie «Orlinski Classic Fusion» vereinen gekonnt einen futuristischen Stil mit Vintage-Elementen. Für die teils auf wenige hundert Stück limitierten Uhren gab es tausende Anfragen. Und die für ein Traditionsunternehmen ungewöhnliche Zusammenarbeit weckt die Aufmerksamkeit neuer Kunden.
ZEIT EINE FORM GEBEN
Mit dem treffenden Slogan «L’art de sculpter le temps», die Kunst, Zeit eine Form zu geben, bewirbt Hublot die gemeinsame künstlerische Serie. Was würde Richard Orlinski tun, wenn er tatsächlich diese Superkraft hätte – ähnlich Dr. Strange mit dem Time Stone aus dem Marvel-Universum? «Mein erster Gedanke wäre es, den Augenblick anzuhalten, sodass er ewig währt. Spannender könnte hingegen sein, die Zeit lediglich etwas zu verlangsamen. Unser Leben ist so schnell und hektisch, der Tag hat schlichtweg nicht genügend Stunden. Etwas mehr innehalten und den Moment geniessen kann uns allen nur guttun.»
Meister der inklusiven Kunst –